Mayen-Virneburg-Sankt Jost-Mayen

 
 

Mayen eignet sich für HGE prima als Ausgangsort für Wanderungen. So ist er von hier an arbeitsfreien Samstagen nach Monreal, Adenau, Kaiseresch und Virneburg gegangen. Die Krönung war eine Wanderung durch das Elzbachtal mit den Burgen Pyrmont und Eltz nach Moselkern.

Um von Düsseldorf-Benrath nach Mayen zu kommen, bietet sich einmal eine Bahnfahrt mit dem Rheinexpress an. Der fährt von Benrath um 7:05 ab und man ist mit Umsteigen in Andernach um 9:44 in Mayen.

Da die Wanderwege bei den Sportplätzen, beim Nette-Stadion beginnen, ist man vom Bahnhof Mayen-Ost noch zwei Kilometer durch die Stadt unterwegs. Hingucker sind dort die meisterlichen Steinmetzarbeiten aus Mayener Basalt.

Hausschmuck aus Basaltstein in Mayen

 
 
 
 

Nimmt HGE das Auto, so ist er bereits um 9:15 am Stadion. Er fährt immer so zeitig in Benrath ab, dass er auf jeden Fall vor 9 Uhr den Kölner Autobahnring passiert hat. Ansonst ist die Staugefahr zu groß. Fahrtzeit laut NAVI 1:30h.

Wegen der Corona Pandemie in 2020/21 vermied HGE die Bahnfahrt, um sich nicht anzustecken.

Im Eifelführer von 1896 lesen wir über Mayen: "Mayen, am Austritte des scharfeingeschnittenen Nettethales gelegen, eignet sich durch seine an Schönheiten reiche Umgebung für längeren Aufenthalt und auch als Ausgangspunkt von Wanderungen in die Osteifel".

Und der Eifelführer von 1914 ergänzt: "(Mayen) zeigt die Landschaft in reichem Wechsel Bilder von hervorragender Schönheit. Bekannte Glanzpunkte des Osteifel und des Maifeldes (Bürresheim, Monreal, Maria Laach, Eltz, Pyrmont, Virneburg) sind in Tagestouren von der Stadt zu erreichen, ...".

Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg waren goldene Jahre für Europa und Deutschland. Die Wirtschaft der Gründerzeit brummte, die Wissenschaft brachte deutsche Nobelpreisträger hervor, es galt Reisefreiheit in Europa, und der wachsende bürgerliche Mittelstand konnte sich Reisen und Ausflüge leisten. Und das alles trotz eines leicht verrückten Kaiser Wilhelms II.

In den genannten Eifelführern dieser Jahre gibt es seitenweise Werbung für Restaurants und Hotels in der Eifel:

"Mayen Hotel Kohlhaas-Reiff, Erstes Haus am Platze mit fein. Restaurant verbunden, renommierte Weinhandlung, Stellin-Station des Kaiserlichen Automobil-Clubs, Omnibus an allen Zügen Station Mayen-Ost,

Kurhotel im Nettetal, herrliche Lage (mitten im Walde), modern eingerichtet/vorzügliche Verpflegung,

Hotel Müller Mayen, Marktplatz 8, elektrisch Licht, Zentralheizung u. Badeeinrichtung, vornehmer Speisesaal, Pension M 5,--, Halte mich den Eifelbesuchern bestens empfohlen".

 Brunnen im St. Veit Park

 
 

 

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges war es mit Glanz und Gloria und damit mit der "Guten alten Zeit" auf tragische Weise zu Ende. Im Eifelführer von 1932 wird in Mayen nur noch das Kurhotel erwähnt. Es würde lange dauern, bis sich wieder eine "Gute Zeit" entwickelt haben würde. Im Zweiten Weltkrieg wurde Mayen wegen der Nähe zu der Ardennenoffensive zu 85 Prozent zerstört.

Den Wagen parkt HGE an diesem sonnig kühlen Oktobertag hinter dem beeindruckenden Eisenbahnviadukt auf dem Schützenplatz am Beginn des Mayener Stadtwaldes.

Die Wanderung sollte durch das Eiterbachtal bergauf nach Kürrenberg, dann zum Brauberg oberhalb von Virneburg und über Sankt Jost die Nitz entlang zurück nach Mayen gehen. Dafür brauchte HGE 6 Stunden.

Das besondere Ziel ist aber die Virneburg. HGE hat bei dieser Burganlage eine romantische Vorstellung von Mittelalter und Raubrittertum. So tief und abseits in der Eifel gelegen.

 Mittelalterliche Ritterburg

Symbolbild

 
 
 

Echte mittelalterliche Ritterburg

Burg Eltz

 
 

HGE interessierte sich bei diesem Weg aber auch für die Römer in Mayen und Umgebung. So soll es oben bei Kürrenberg eine noch erkennbare Römerstraße geben. Und nach der Virneburg, entlang der Nitz, da erwartet den Wanderer der bekannte Pilgerort Sankt Jost mit der hübschen Kapelle.

Auf, zum Eiterbachtal. Auf Höhe des Nette-Stadion biegt die Waldstraße links in das Eiterbachtal. Am Bach entlang steigt man auf nach Kürrenberg. Das sind bis zum Ortseingang von Kürrenberg 6 Kilometer und es ist ein Höhenunterschied von 270 Metern zu überwinden. HGE, mit seinen 74 Jahren, benötigt dafür so 1:1/2 Stunden. Die Waldstraße ist ein angenehmer Herzweg. Sanft steigt sie auf, der Körper kommt schön langsam auf Touren und das Herz wird nicht überfordert.

Dass dies auch eine antike Römerstraße gewesen sein könnte, bietet sich augenscheinlich an. Ochsenkarren und Pferde- und Maultierwagen konnten die Steigung gut bewältigen. Am Narrenborn, auf halber Strecke, gab es eine Tränke.

Mayen und die Eifel waren für 500 Jahre ein wichtiges römisches Industriegebiet. Überall im Imperium waren die sich selbst schärfenden Mühlsteine aus dieser Vulkanregion begehrt und mit den Schieferdachschindeln wurden Dächer von Häusern in den römischen Städten gedeckt. Ein Verkaufsschlager waren auch die Keramikwaren. In Andernach wurden diese Produkte verschifft. Für Hammer und Eisen benötigten die römischen Steinmetze Schmiede, die die Werkzeuge herstellten. Und die wiederum benötigten Unmengen von Holzkohle um das Eisen zum Glühen zu bringen und zu schmieden. Die Holzkohle kam aus den Wäldern der Eifel. Also gab es kreuz und quer in der Eifel Straßen der Römer. Richtig reich wurden die römischen Fabrikbesitzer. So manche luxuriöse Römervilla wurde bei Mayen/Mendig und überall sonst in der rohstoffreichen Eifel ausgegraben.

 Wegweiser nach Kürrenberg

 

 

 

Der Eiterbachweg ist anscheinend ein beliebter Mayener Sportweg. Jogger, Mountainbiker, Walker*innen kamen HGE an diesem trockenen aber kühlen Samstagmorgen entgegen oder überholten ihn. Am Narrenborn, nach einigen Wanderkilometern, kann man sich erst einmal organisieren und etwas trinken.

Eiterbachweiher

 

 

Am Narrenborn

 

Der Waldweg kurz vor Kürrenberg zeigt sich in den schönsten Herbstfarben. Die bunten Buchenblätter rieseln wie Schneeflocken herab, sobald ein Wind durch das Geäst geht. An der riesigen Tanne, die früher in der Segelschifffahrtzeit sicherlich ein hochragender Schiffsmast geworden wäre, sammelt HGE sich etwas frischen Harz vom Stamm. Diesen verreibt er am Handgriff des Wanderstocks. Das leicht klebrige Harz verleiht einen festeren Griff und verströmt Wohlgeruch.

 Vor Kürrenberg

 

 

Uralte Baumriesen, wie diese Tanne, ziehen HGE magisch an. HGE will sie berühren, körperlichen und auch geistigen Kontakt mit dem Baum aufnehmen. Die Festgewurzelten stehen seit vielen Jahrzehnten, ja Jahrhunderten da und trotzen den Wetterunbilden, den Stürmen, den Gewitterblitzen. Um an diese Baum-persönlichkeiten heranzukommen, weicht HGE vom Wanderweg ab, überspringt Gräben, durchstreift Gestrüpp. Sobald die flache Hand am Stamm lehnt, fällt unverzüglich Spannung im Kopf ab. Seelenruhe tritt ein. Einige Minuten dauert dieser Kontakt, bis HGE einmal tief durchatmet und dann weiterwandert.

Der Eifelführer von 1896 berichtet: "Kürrenberg (Hochscheidskopf mit schöner Rundsicht)". Und weiter: "Mayen - Adenau Die Landstrasse führt (leider ist das herrliche Nitzthal bis Virneburg noch nicht erschlossen) auf die Höhe der östlichen Hohen Eifel, vielfach durch Wald (an mehreren Stellen noch die alte Römerstrasse, namentlich in Cürrenberg sichtbar)".

Nach dem Waldparkplatz auf der Höhe in Kürrenberg und dem Kletterwald erreicht man die ersten Häuser. Die hier alle neu sind und von Wohlstand zeugen, mit Doppelgaragen und SUVs davor. Von einem kleinen Flecken Rasen hat man einen schönen Eifelfernblick. 2014 standen hier zwei Figuren aus Holz. Und heute eine Stele aus Holz, hübsch geschnitzt, mit einem Kirchengebäude auf der Spitze.

In Kürrenberg

 

 

Holzskulptur in Kürrenberg

 

 

Je weiter man in den Ort geht, desto älter werden die Häuser. Diese wurden wohl in den siebziger Jahren gebaut.

Nach Überqueren der Ortshauptstraße, Laachstraße, bei der Bus-haltestelle, gelangt HGE auf einen Lagerplatz wohl einer Holz-handlung. Einen Hinweis, wie es nun weitergeht, findet HGE nicht. Also einen Blick in die Karte, und HGE nimmt links die Waldstraße. Das ist der vom Eifelverein andernorts mit Wegezeichen ausgestattete uralte Vulkanweg. Eine Wegebeschreibung findet sich schon im Eifelführer von 1914: "Vulkanweg: Andernach Gerolstein 178,9 Km". Die Wegmarkierungen waren damals recht rustikal:

 Wegemarkierung Vulkanweg von 1914

 

 

Ist HGE jetzt auf einer Römerstraße? HGE ist nun einmal von dieser Zeit, als das linksrheinische Land Jahrhunderte römisch war, sehr fasziniert. Fast alle Wanderberichte nehmen in irgendeiner Weise Bezug darauf. Wie heißt es über das antike römische Trier:

Trier: Was für eine Stadt! So schön, dass es nicht auszuhalten ist!

Das ist auch heute noch so.

Der Schriftsteller Rudolf Pörtner, der nach dem zweiten Weltkrieg 1959 mit seinem Buch: "Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit" das Interesse an der Römerzeit wiedererweckte. Ein Buch, das man lesen sollte und das HGE begeisterte.

So sehr, dass HGE zehn Jahre in einem Römermuseum mitgearbeitet hat. Das Museum befindet sich am Rheinufer zwischen Köln und Neuss. Allerdings seit dem Jahre 1374 aufgrund eines Durchbruchs des Rheins bei Dormagen nun auf der rechten Rheinseite zwischen Düsseldorf und Monheim. Der Name heute Haus Bürgel, zur Römerzeit vermutlich "Burungum". Es handelt sich um ein Grenzkastell aus der Spätantike. Auftraggeber war entweder der Kaiser Konstantin oder der Kaiser Valentinian, beide aus Trier. Das besondere an Haus Bürgel ist: seit der Spätantike wurde der rechteckige Grundriss des Kastells nicht wesentlich verändert. Es sind noch heute Strecken der Wehrmauern und einzelne Turmreste zu sehen. Der eckige, mittelalterliche Bergfried stützt sich auf runde, römische Fundamente. Die Festungsmauern wurden im Inneren mit groben Steinen, Rheinkiesel und opus cementicium (Beton) gefüllt.

Römerkastell Haus Bürgel

vermutlich römisch: Burungum

 

 

 Kern der römischen Festungsmauer

Opus cementicium

 

 

Grenzkastell am Rhein

Modell

 

Im Jahre 259 n.Chr. überrannten germanische Stämme den rechtsrheinischen Limes. Der in hiesiger Region von Rheinbrohl/Bad Hönningen parallel zum Rhein bis Wiesbaden verlief. Dadurch, dass die feindlichen Germanen nun direkt am Rhein lebten und jederzeit zu Beutezügen über den Fluss wechseln konnten, begannen die linksrheinische, römische Bevölkerung sich so weit wie möglich abzusichern. Von Namedy/Andernach bis nach Trier bauten sie eine Signalstrecke und wohl auch streckenweise einen Grenzwall mit Wall und Graben. Wo es die hügelige bergige Eifellandschaft hergab, wurden Höhenbefestigungen und Wachttürme erstellt. So gibt es in Mayen auf dem Katzenberg eine spätrömische Höhenbefestigung mit einem alles überragenden großen Wachhaus. Die ummauerte Anlage war mit ihren 1,8 Hektar die größte in der Region. Wenn von Andernach Gefahr signalisiert wurde, begab sich die Bevölkerung des vicus Mayen dorthin in Sicherheit.

In Kaiseresch habe Interessierte einen Wachtturm wieder aufgebaut, und im Wald an der noch zu sehenden römischen Landstraße findet man Schanzen und Erdwälle. Auf dem Petersberg bei Bremm/Neef an der Mosel gab es viele jahrzehntelang eine römische Wachstation mit Signalanlage und eine Höhenbefestigung für die Bevölkerung. Wachttürme und Befestigungsanlagen zogen sich in der Spätantike bis nach Trier die Mosel entlang.

Im 5. Jahrhundert war die Römerzeit, die über zwei Jahrhunderte eine "goldene" Zeit war, vorbei. Historiker meinen, dass diese Jahre die beste Zeit der Menschheit gewesen sei.

Der Kirchenvater Salvian, der im 5. Jahrhundert schon lebte, beschreibt die Folgen der germanischen Eroberungen am Beispiel rheinischer Städte so:

>Schauspielvorführungen gibt es keine mehr, auch da nicht, wo sie vorher üblich waren. Man spielt nicht mehr in der Stadt Mainz, sie ist verwüstet und zerstört; man spielt nicht in Köln, es ist voller Feinde. Man spielt nicht in der wunderschönen Stadt Trier, sie liegt vier Mal zerstört am Boden. Man spielt nicht mehr in den Städten Spaniens und Galliens. Man kann nicht mehr vor lauter Armseligkeit und Elend dieser Zeit< (Zitatnachweis im Anhang).

Nach 150 Jahren der Gegenwehr war Mitte des 5. Jahrhundert das Rheinland gegen die Germanenangriffe nicht mehr zu halten. Die Höhenbefestigungsanlagen auf dem Mayener Katzenberg verfielen.

Ist dies nun eine Römerstraße?

 

Waldstraße zwischen Kürrenberg und Virneburg

 

 

 

Oder das?

 

 

Vermutlich, nicht. Ruft man im Internet Mayen.de auf, findet man dort einen Hinweis auf einen Wanderweg bei Kürrenberg mit dem Namen: Römerweg. Es gibt auch einen weiteren Hinweis auf eine Alte Heeresstraße unterhalb der Bundesstraße 258.

Aber eines ist sicher, "römische" Menschen waren hier überall in den 500 Jahren ihrer Eifel-Geschichte gewesen.

Auf den angenehmen überwiegend flachen sechs Kilometern durch den Wald bis zur Blumenrather Heide oberhalb von Virneburg passiert der Wanderer so manchen Hingucker:

 

Schilderensemble

 

 

Hinweis auf ein Keltengrab

 

 

Hier auf der Höhe bestatteten Kelten einen ihrer Fürsten.

Sechskanntstein: Weil der Kurfürst von Trier im 18. Jahrhundert das Land vermessen ließ, und hier sechs Walddistrikte zusammentrafen, wurde ein, heute moderner, Grenzstein gesetzt.

 

Moderner Grenzstein

 

Nebenbei eine Stele aus Basalt von 1617 (Andachtsmal am Pilger-weg nach Sankt Jost).

 

 

Auf dem Brauberg in 525 m Höhe, in Mitten der Blumenrather Heide, hat man einen wunderbar weiten Blick in die Eifellandschaft bei Virneburg.

 Auf dem Brau-Berg

 

 

Naturdenkmal am Wegesrand

 

 

Einhundert Meter oberhalb von Virneburg

  

 

 

 

An der runden, uralten Schutzhütte oberhalb von Virneburg macht HGE erst einmal Halt. Hier hört man ein mächtiges Motorradgetöse. Wie wütende Hornissen durchfahren Motorradgruppen auf dem Weg zum nahen Nürburgring Virneburg im Tale. So mancher Städter, der in diesem Eifeldorf ein Wochendrefugium gekauft hat, verwünscht nunmehr seine Entscheidung. Bei schönem, trockenem Wetter findet man am Wochenende keine Ruh.

Von hier oben ist von der Burgruine Virneburg nichts zu sehen. Häuser am gegenüber liegendem Hang, ja, aber Mauern der Burg leider nicht. Sind die Bäume und Büsche so gewachsen, dass nichts mehr zu sehen ist?

Wie geht's denn weiter. Kein Hinweis, wo man in den Ort absteigt. Direkt links neben der Hütte gibt es einen schmalen Pfad der  abwärtsführt. Also hinunter muss man ja auf jeden Fall.

Kurz vor den ersten Hanghäusern an der Braubergstraße, einhundert Meter tiefer und etwas oberhalb von Virneburg, ist der Pfad schmal und steil. Dafür öffnet sich der Blick auf den Ort und den kegelförmigen Burgberg mit den Wehrmauern der Burgruine.

Der Burgberg in Virneburg

 

 

Ein schöner Blick, der sich verstärkt, sobald man dem Burgberg näherkommt.

Historische Gebäude am Burgberg

 

Zwischen zwei attraktiven, historischen Gebäuden führt ein Wiesen-pfad zur Burgbergspitze.

 

Bergpfad mit altem Eisenbahngeländer und Hutzelhaus

 

 

Zunächst aufwärts bis zur Kapelle, wo HGE sich in der herbstlichen Sonne erst einmal auf der Bank niederlässt und den Blick auf Virneburg genießt. Leider ist die Eingangstür der Kapelle verschlossen! Eintreten in den Kirchenraum nicht möglich. Für HGE ist es aber bedeutsam, die entspannende sakrale Atmosphäre im Inneren aufzunehmen. Schade!

Burgkapelle Sankt Trinitatis

 

 

 

 

Auf, weiter geht's, hinauf zur Burgruine. Dreißig Meter höher befinden sich die Reste der ehemaligen Burg der Grafen von Virneburg. Mehr haben die französischen Truppen Ludwig des XIV. nicht übriggelassen.

In den jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen die im 17. Jahrhundert in der linksrheinischen Region stattfanden, wurden fast alle Eifelburgen zerstört. Ludwig der XIV. hatte bei Rückzügen befohlen, verbrannte Erde zu hinterlassen.

In den Jahren der erneuten französischen Besetzung von 1794 bis 1814 wurde das Land vermessen und es wurden für die Verwaltung Karten erstellt. Karten aus dieser Franzosenzeit werden in Düsseldorf öffentlich ausgestellt.

Interessanter Weise kann man die großflächigen Originalkarten in Düsseldorf, in der Bilker Straße 5, gleich beim Carlsplatz, dem Düsseldorfer Marktplatz, gegenüber dem Heinrich-Heine-Haus, in der ehemaligen Kutscheneinfahrt des Hauses der Firma Bilderrahmen-Manufaktur Conzen anschauen. HGE hat so manches Mal, mit einem Matjesbrötchen vom Carlsplatz in der Hand, vor den Karten gestanden und die Karten bewundernd studiert.

Virnenborg

Karten aus der Franzosenzeit

 

 

1840 schreibt Karl Simrock in seinem Buch: "Wanderungen durch das Rheinland": "Von allen Höhen blicken Burgen und Schlösser herab, einst der Sitz edler Geschlechter, mächtiger Dynasten, deren Namen der deutschen Geschichte nicht fremd geblieben sind: die Herren von Kempenich und Schönecken, die Grafen von Manderscheid, Blankenheim, Virneburg,...".

Im späten Mittelalter gehörten die Virneburger zu den einflussreichsten Dynastien in der Eifel, so Andreas Britz im Eifel-jahrbuch 2010.

Heinrich II. von Virneburg war im Mittelalter Kölner Erzbischof. Sein Ritterwappen bestand aus sieben Rauten. Das Wappen findet man im Kölner Dom und an einer Stele zu Ehren des Heiligen Jodokus ein Stück Nitz abwärts.

Sieben Rauten Wappen der Grafen von Virneburg

 

Im Eifelführer von 1896 lesen wir über Virneburg: "....der rechte Arm (der Landstraße) senkt sich in das Nitzthal zu dem sehr herrlich gelegenen, 2,5 km Virneburg (384m; Müller, N. (Nachtquartier) u. F. (Frühstück), M (Mittagessen) 1,00, P. Pension (bei mindestens 5tägigem Aufenthalt) 3,00 M., einem früher reichsunmittelbaren, jetzt sehr gesunkenen Orte mit Schlossruine (das Schloss der einst mächtigen Grafen wurde 1689 zerstört). Am Fusse des Schlossberges an einem Hause auf der Hofseite bemerkenswerte Schnitzbilder".

Der Eifelführer von 1911: "Sie (die Schlossruine) ist Eigentum mehrerer Kleinbürger von Virneburg".

Und der Eifelführer von 1914 weiß zu berichten: "Virneburg mit Schloß des einstigen mächtigen Grafengeschlechts, das schon in 11. Jahrhundert erwähnt wird und die Burg bis zu seinem Aussterben 1545 als Lehen des Bischofs von Trier besaß. Dann fiel sie an die Grafen von Löwenstein-Wertheim, bis sie 1689 von den Franzosen zerstört wurde. Sie ist im Eigentum des Rhein. Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz".

 Mauerreste der Burganlage

 

 

Offensichtlich ist der genannte Verein immer noch Eigentümer der Anlage.

HGE war zwei Mal zur Virneburg gewandert, einmal im April 2014 und im Oktober 2020; daher Fotos aus zwei Jahreszeiten, Frühling und Herbst.

Abwärts und an der Kapelle vorbei geht es im Uhrzeigersinn um den Burgberg herum. Ein wenig ratlos steht der Wanderer unten an der Nitzbrücke. Wie geht's denn weiter nach Sankt Jost?

Die neuen Traumpfade Wegemarkierungen sind sehr hübsch und informativ, aber nach Sankt Jost, dem bekannten Wallfahrtsort an der Nitz, gibt es in Virneburg keinen deutlichen Hinweis. Man schaut in die Wanderkarte, aber hier an der Nitzbrücke fragt sich HGE, geht es nun auf der anderen Nitzseite oder auf der Burgseite weiter? Endlich, da gibt es an einem Gartenzaun doch ein olles schwarzes Brett , das nach rechts spitz ausläuft, wohl aus dem letzten Jahrhundert. Da hat jemand mit weißer Farbe St. Jost draufgepinselt.

Ein bisschen biedermeierlich ist es hier im Ort. Auf einem schmalen, rutschig matschigen Pfad, zwischen Burgberg und Gebäudewand und entlang eines alten Hauses, erreicht HGE bei einer Pferdekoppel einen breiten Weg. Dort stehen die letzten Häuser von Virneburg. Der Opa spielt mit den Enkeln auf der Straße. "Geht es hier links nach Sankt Jost?" fragt HGE. "Wäre nicht schlecht, wenn es für Ortsfremde hier an der Mauer einen Hinweis gäbe!" "Ja?", war die Antwort. Fünfhundert Meter weiter, das gleiche Problem. Die Straße teilt sich, ein Ast führt über die Nitz, der andere bleibt auf der linken Seite. Kein Hinweis. Aus der Wanderkarte geht hervor, weiter auf der linken Seite. Mit Sankt Jost hat man es in der Virneburger Verwaltung wohl nicht so.

Dafür ein schöner Blick zurück:

 Virneburg

Blick auf den Burgberg

Von Virneburg sind es vier Kilometer bis Sankt Jost, immer am linken Nitzufer entlang.

Bei der Nitz handelt es sich um ein typisches Eifelflüsschen. Eingefasst in ein tiefes, schmales Tal. Rechts und links die Berge, streckenweise mehr als hundert Meter höher. So hat es HGE auch an der Nette, der Prüm, der Elz, der Ahr, der Kyll, der Urft und der Sauer erlebt.

Einige Nitzwindungen weiter, und da steht ein Hinkelstein am Wegesrand. Ein großer Basaltbrocken, eine Stele, dem Heiligen Jodokus gewidmet. Gleich links mündet der zwölf Kilometer lange Jodokus-Rundwanderweg von Langenfeld kommend. Deutlich ist unten am Stein die Pilgermuschel zu sehen. Das älteste Wander-zeichen der Welt.

Fürbittestein

Heiliger Jodokus

 

 

 

Am Pilgerweg nach Sankt Jost

 

 

Hier in der Region Osteifel bestimmt der Heilige Sankt Jodokus seit Jahrhunderten das Pilgergeschehen. Viele Pilgerwege aus den verschiedensten Orten der Eifel und der Moselregion kamen in Sankt Jost zusammen.

Jetzt noch zwei Kilometer entlang der Nitz, und HGE erreicht Sankt Jost.

Durch die Uferbüsche erkennt HGE am anderen Nitzufer ein weites Wiesengelände. Direkt unterhalb des Weges zeigt sich eine lang gestreckte Holzhütte. So eine wie HGE sie aus den Nachkriegsjahren in Norddeutschland kannte. Die Hütten rochen durch die dunkle Holzschutzfarbe immer etwas nach Teer. Sie waren einfach gebaut, draußen gab es ein Plumpsklo. Da in der Nachkriegszeit eine solche Unterkunft vollkommen normal war, kannten wir es damals auch nicht anders.

Schaut man bei Wikipedia und Sankt Jost Eifel nach, kann man auf der Website lesen: Stiftsberg Jugendhütte und Zeltplatz St. Jost-Info.

Als Kind war HGE viele Jahre Pfadfinder, genauer bei der evangelischen Jungenschaft in Hamburg-Blankenese. Wir empfanden uns in den tristen fünfziger Jahren als Nachfolger der Wandervogelbewegung aus der Anfangszeit des vergangenen Jahrhunderts. In dieser Gemeinschaft ging es um Gruppen- und Naturerlebnisse bei Wanderungen und Fahrten. An solchen Orten wie hier in Sankt Jost haben wir gern gezeltet. Es kamen oft gleichgesinnte Jugendliche zusammen. Meist gab es ein kleines Flüsschen, wie die Nitz, in der man an tieferen Stellen baden konnte. Aus Zuflüssen von kleinen Bächen konnte man sauberes Wasch- und Trinkwasser entnehmen. Bei Hamburg waren es die Flüsschen Este und Aue im Alten Land.

Am Lagerplatz bauten wir unsere Kohte, das Lappländerzelt auf. Das bestand aus vier schwarzen Tuchplanen, jeder trug eine Plane auf seinem "Affen", dem Militärrucksack aus dem ersten Weltkrieg, mit. In der Plane war der Schlafsack ordentlich eingewickelt. Die vier Planen wurden über Ösen und Schlaufen miteinander verbunden. Aus dem Wald holten wir zwei dünne Fichtenstämme um die fünf Meter lang. Mittels eines Holzkreuzes, daran wurde das Zelt auf-gehängt, stemmten wir die Konstruktion nach oben. Selbst-geschnitzte Zeltheringe hielten die Planen am Boden fest. Das war es. Sechs bis acht Jungs konnten darin leben. Wie bei einem Lappländerzelt typisch, gab oben eine Öffnung durch die der Feuerqualm abziehen konnte. Der Erfinder der Kohte, Tusk (1907 - 1955), forderte: "Die Kohte soll euch hinausführen in die echtesten und tiefsten Gebiete und Stunden der Heimat....". 

Den Tag über verbrachten wir mit ausgedehnten Wanderungen oder bei Geländespielen in Feld und Wald. Am Sonntag besuchten wir den Gottesdienst im nächstgelegenen Dorf. Abends wurde am Lagerfeuer gekocht und danach, von einer Klampfe begleitet, gesungen. Unser Liederbuch war "Der Turm", Liederbuch für Jungen aus dem Voggenreiter Verlag.

Wir waren jedenfalls froh, am Samstag nach der Schule (damals ging man auch am Samstag bis Mittag zur Schule) die Großstadt zu verlassen und selbstorganisiert in der abgelegenen Natur zu sein. Gegen Sonntagabend waren wieder, meist hungrig, zu Hause. Da blieb dann für Schularbeiten kaum mehr Zeit. Ob das für den Schulerfolg gut war? Eher nicht. Heute sinnt HGE darüber nach, was für das weitere Leben wichtiger war? Gute Schulleistungen oder etwas für das Leben gelernt zu haben? Gern liest HGE zurzeit Seneca, der damals, in der Antike, schon formulierte: "Non vitae sed scholae discimus". "Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir". Was ja eigentlich schade ist. Da gibt es ein böses Urteil, was auch aus einem werden kann: "Fachmensch ohne Bildung, Genussmensch ohne Herz" (nach Max Weber). Welcher Bildungsinteressierte möchte das schon sein.

Ein paar Schritte weiter, und da ist sie, die Wallfahrtskapelle.

Sankt Jost an der Nitz

Kapelle im Frühling

 

Wenn ein Landesregent im Mittelalter etwas für die örtliche Wirtschaft tun wollte, dann besorgte er eine zugkräftige Reliquie. Da die Virneburger Grafen Verbindungen zum Kölner Dom hatten, wussten sie, dass die Reliquie der Heiligen Drei Könige, die Reinhard von Dassel den Mailändern im 12. Jahrhundert entwendet hatte, für Köln einen ständigen großen Pilgerzustrom bescherte, der der Stadt viel Geld einbrachte.

Und ein Graf von Virneburg besorgte im 14. Jahrhundert eine Reliquie des Heiligen Jodokus aus Saint-Josse-sur-mer in Nordfrankreich und brachte sie nach Virneburg.

Bei der Reliquie handelt es sich um einen Knochensplitter des Heiligen. Aufbewahrt wird dieser jetzt im Eifeldom, der großen katholischen Kirche Sankt Quirinus, nicht weit von hier, in Langen-feld/Eifel.

Der heilige Jodokus lebte in der ersten Hälfte des siebten Jahrhunderts in Frankreich und war neben dem Apostel Jakobus der wichtigste Heilige der Pilger.

Statt das Erbe seines keltischen Vaters, einem König in Nord-frankreich, anzunehmen, ging er lieber mit einer Pilgergruppe nach Rom. Er wurde Priester und später Eremit.

Im Mittelalter gab es ein ausgeprägtes Pilgerwesen. Die berühmten Pilgerziele waren Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela. Wie jeder Moslem einmal im Leben nach Mekka zu pilgern hat, musste jeder Christ im Mittelalter eine Pilgerfahrt unternehmen. Viele machten sich auf nach Santiago, Rom oder Jerusalem. Es hieß aber auch; wem Santiago zu weit war, der geht nach Saint Josse, dem Klosterort in Saint-Josse-sur Mer bei Calais.

Heute könnte man sagen, wem Saint Josse in Frankreich zu weit ist, der pilgert nach Sankt Jost an der Nitz. Und die Wallfahrt nach Sankt Jost ist auch heute noch lebendig, wie man im Internet lesen kann. An den beiden letzten Septemberwochenenden und ersten beiden Oktoberwochenenden sollen sich hier an die viertausend Fußpilger einfinden.

Der Weg ist das Ziel der Pilger

 

 

"Sing und wandere. Am Ende deines Weges begegnest du dem lebendigen Gott" forderte der heilige Augustinus im vierten Jahrhundert n.Chr.

Thomas Morus wusste bereits 1529: "Es hat noch keinen Pilger gegeben, der nicht um ein Vorurteil ärmer und eine Vision reicher in seine Heimat zurückgekehrt ist". Und beim Wanderer, beim Langstreckenwanderer, der alleine durch die Natur geht, findet auf Dauer eine Reifung der Persönlichkeit durch Reflexion und gedanklichen Tiefgang statt. Gesünder wird er auch und bleibt es lebenslang.

HGE setzt sich erst einmal auf die Mauer an der Nitz direkt neben der Kapelle und lässt die Örtlichkeit auf sich wirken. Seit Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts steht sie da; urkundlich wurde sie erstmalig 1436 erwähnt.

Nach einer Sage sollte sie in Virneburg am Burgberg aufgebaut werden. Aber ein Hochwasser soll das Bauholz die Nitz abwärts mitgerissen haben. Hier in der Neunziggradkurve der Nitz und dem Zufluss des Achter Baches landete das Holz. Ein Zeichen des Himmels.

Heute an dem hellen sonnigen Oktobertag herrscht eine heitere Eifelatmosphäre, und auch im Inneren der Kapelle empfindet HGE keine Bedrückung. Das Sonnenlicht leuchtet durch die Fenster herein. Offensichtlich waren die Pilger, die bis hierher gewandert waren, durch die lange Wanderung in guter Stimmung. Wanderer sind nach längerer Wanderung auch heute meist heiter, guter Stimmung, wenn sie ihr Wanderziel erreicht haben. Die wunder-schöne hügelige Eifellandschaft, die frische Waldluft, das helle Sonnenlicht, die gute Durchblutung des ganzen Körpers und besonders auch des Gehirns, das erzeugt eine gute Stimmung im wandernden Menschen. HGE empfindet das jedenfalls bei jeder Wanderung, und das seit sechzig Jahren.

Ganz anders ist das in der Großstadt, in der Düsseldorfer barocken Maxkirche in der Altstadt am Carlsplatz. Dort gibt es rechts vom Eingang eine niedrige Seitenkapelle. Dorthin bringen die mühselig und beladenen Menschen ihre großen Sorgen mit. Da geht es um Leben und Tod. Und das spürt man, sobald man den von Opfer-kerzen schwach beleuchteten kleinen Raum betritt. Da wird man selbst bedrückt. HGE hat es darin keine Minute ausgehalten. 

Und was sagen die alten Eifelführer? Der Eifelführer von 1896: "...nach dem in erhabener Einsamkeit gelegenen Wallfahrtsort St. Jost". Und 1905: "Der Weg kann nur bei geringem Wasserstande des Nitzbaches gemacht werden". Auch gibt es im Eifelführer 1911 einen Hinweis auf eine Gaststätte und eine Pilgerunterkunft. Google Maps nennt den Ort: St. Jost Mühle. Einige weiß gestrichene Fachwerkhäuser sind zu sehen.

Nur wenige Wanderer kommen vorbei, ein Ehepaar in perfekter Wanderausrüstung: wir wandern alle Eifel Traumwege ab, die Kapellentür muss aber geschlossen bleiben, und er schließt sie; warum denkt sich HGE, endlich mal eine offene Kirchentür die zum Eintreten lädt. Zwei Frauen machen Picknick auf der dicken Mauer an der Nitz, die seit sechshundert Jahren die Aufgabe hat, eine wildgewordene Nitz davon abzuhalten, die Kapelle flussabwärts mitzureißen.

Ein Blick hinein in den Kirchenraum, ob die Fresken aus dem fünfzehnten Jahrhundert sind?  Ein, zwei Fotos als Erinnerung, und dann freut sich HGE, zu Hause, im Internet, ein wenig und in aller Ruhe über den Wallfahrtsort Sankt Jost zu recherchieren und nachzudenken.

Im Inneren der Pilgerkapelle

 

 

An der Außenfassade

Christliche Symbolik

 

 

Auf, weiter HGE! Es sind noch 13 Kilometer nach Mayen.

Der Blick geht zurück zur im herbstlichen Licht liegenden Kapelle. Wird man als schon alter Mensch noch einmal wiederkommen? Wer kennt noch das aus der deutschen Romantik stammende Lied: "Hoch auf dem gelben Wagen" dessen Refrain leicht verändert bei jeder Strophe lautet: "Möchte so gern noch bleiben, aber der Wagen der rollt". Ein Sinnbild für unser vergängliches Leben und rasch ablaufende Lebenszeit.

Herbstglühen an der Sankt Jost Kapelle

 

 

Am Ende des kurzen Aufweges hat HGE schon vier Mal gestanden: im Mai 2009, im April 2014, im Oktober 2020 und im Februar 2021.

2009 kam HGE vom Bahnhof Mayen-Ost, die Nitz aufwärts, passierte Sankt Jost und bog in den Jodokus Pilgerweg nach Acht. Unterwegs gelangte HGE zum Jodokusbrunnen, wo HGE einen kräftigen Schluck heiliges Quellwasser nahm und stand einige Kilometer weiter andächtig vor einer "Schwarzen Muttergottes" in einer Felsennische. Die Wanderung endete über den Berg Hohe Acht und Nürburg in Adenau an der Bushaltestelle am Marktplatz.

Heiliges Quellwasser

Jodokus Brunnen

Und im Oktober 2020 wanderte HGE hier die steile Zufahrtsstraße zur Landstraße L 10 bei Langenfeld hinauf. Ein Aufstieg von 2,6 km mit einer Höhendifferenz von 160 m. Oben rief HGE den Taxidienst Fiedler in Mayen an; und nach einer halben Stunde Wartezeit sauste der Fahrer überraschend schnell die kurvenreiche Straße für Euro 26,80 nach Mayen hinab.

Am Wegesrand

Wegekreuz und Heiligenhäuschen

 

 

Blick aus 534 m Höhe bei Langenfeld in das Nitztal

 

Und im April 2014 und im Februar 2021 bog HGE in das schmale, felsenreiche Nitztal. Es geht hinüber über die Nitz auf einer Brücke in den 1911 entstandenen "Pionierweg". Am Ende des Pionierweges erwartet den Wanderer wiederum eine Nitzbrücke.

Pionierbrücke bei Sankt Jost

 

 

Was sagen die Eifelführer über diesen Bachabschnitt:

1896: "Bei dem Schlosse (Bürresheim) mündet rechts in die Nette die bei Brück im Kreise Adenau entspringende Nitz, deren enges, wildromantisches, aber von dem Dorfe Nitz an schwer zugängliches Thal (Aufschluss durch die Ortgruppe M. angestrebt) in 3 Stunden nach dem in erhabener Einsamkeit gelegenen Wallfahrtsort St. Jost führt".

1911: "Durch das Nette- und Nitztal über Schloss Bürresheim, Dorf Nitz, Pionierweg und dem neuen Nitztalweg nach St. Jost und Virneburg 16 km".

1932: "Das Nitztal mit seiner stillen Waldeinsamkeit ist eins der großartigsten Eifeltäler (Die Brückenstege sind beschädigt und nicht begehbar. Der E.V. plant die Anlage eines Weges am r. Ufer und eine Brücke bei St. Jost)".

1973/74: "Das Nitztal mit seiner stillen Waldeinsamkeit u. Romantik ist eins der reizendsten Eifeltäler".

Ein schmales Waldtal, rechts und links der Nitz sind die Berge 500 m hoch, die Hänge steil. Von St. Jost bis zum Weiler Nitz fließt die Nitz von Höhe 371 m auf Höhe 288 m hinab. Der Wanderweg mäandert in unzähligen Windungen am Bachufer entlang. Ja, der Weg durch das Nitztal ist romantisch, einsam gelegen, vom Plätschergeräusch der Nitz begleitet.

Und HGE trifft meist niemanden und ist mit sich und seinen Gedanken allein. Keine anderen Wanderer sind unterwegs. Und so ist eigentlich fast immer. Nur wenige Meter vom Autoparkplatz der Ausflügler entfernt, und schon ist man in der Eifel aber auch im Sauerland alleine unterwegs. Seit vielen Jahren geht HGE allein auf seine Wanderungen. Das ist eine erholsame Auszeit von den stressigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den rheinischen Großstädten. Durch das stundenlange Gehen sind der Körper und das Gehirn von sauerstoffhaltigem Blut kräftig durchpulst. Die kreativen Gedanken schwirren im Kopf nur so umher. Und was schreibt Linus Mundy in seinem Geh-Betbuch dazu: "Ich bin in meine besten Gedanken geradezu hineingelaufen, und ich kenne keinen Gedanken, der so bedrückend wäre, dass man nicht von ihm fortgehen könnte". Der Mensch benötigt die Stille von Wald und Flur und die langandauernde körperliche Bewegung, das fordert unser genetisches Erbe. Geistige und körperliche Gesundheit gibt es nur für den, der sich lebenslang ausreichend an der frischen Luft bewegt.

 Die Nitz und der Fels

 

 

Felsdurchbruch der Pionierstraße

 

 

Nach 6 km und ca. eineinhalbstunden Wanderzeit kommt HGE im Weiler Nitztal an. Ein idyllisch gelegener und angenehm kleiner Weiler ohne Autodurchgangsverkehr. Was es alles gibt: ein silbriger Bach zum Baden, hohe Waldberge auf beiden Talseiten, ein Angelverein mit einer schönen Holzterrasse über dem Teich, ein großzügiges Schützenhaus mit Restauration. Die Männer des Dorfes stehen zusammen, ein Bierchen in der Hand: ein Riesenfeuer brennt, ein Grundstück an der Nitz wird gerodet. Männer der freiwilligen Feuerwehr? Auf jedem Fall ein guter Zusammenhalt der Dörfler.

Schon seit der Keltenzeit lebten hier Menschen, die verschiedene Erze aus den Felsen schlugen. Eigentlich müsste die Eifel auch Erzgebirge heißen, da an so vielen Stellen schon Kelten und Römer jahrhundertelang Erzbergbau betrieben.

Bis nach Mayen und zum Autoparkplatz am Nette-Stadion sind es 7 Kilometer. Es gilt nochmals auf dem Wanderweg 200 m Höhen-unterschiede zu überwinden.

Wie schon in Virneburg lassen auch hier die Hinweise für Wanderer zu wünschen übrig. Wie geht es jetzt weiter nach Bürresheim und Mayen?

HGE erinnert sich noch an einen schmalen Pfad zwischen zweier Hausgärten etwas oberhalb vom Ort und jenseits der Nitz.

HGE überquert die Nitz auf der Brücke und steigt die steile Kürrenberger Straße ein Stück bergauf. Nur den Abzweig nicht verpassen: Und da ist er noch, der uralte Hinweis:

In Nitztal Einstieg in den Wanderpfad 

 

 

Dieser Hinweis auf den Wanderpfad nach Bürresheim hängt hier sicher schon seit über ein halbes Jahrhundert. Seit damals hat sich wohl niemand mehr um eine heute erwartbare Wegemarkierung gekümmert. Wer wandert schon nach verblichenen gelben Punkten?

Dafür erwartet den Wanderer jetzt ein schöner Bergpfad. Der so typisch ist für die Eifel und entlang der Flüsschen auf halber Berghöhe führt.

Bergpfad von Nitztal nach Schloss Bürresheim

 

 

 

Herrlich, wundervoll und nun gegen Ende der Tageswanderung aber auch anstrengend.

Bald ist das Schloss Bürresheim zu sehen.

 

Schloss Bürresheim

Schloss Bürresheim, so ein mittelalterliches Juwel. Nie erobert, nie zerstört. Außergewöhnlich!

Der Eifelführer von1896: "Von Mayen führt eine gute Strasse durch das von hohen, steilen, mit Wald bewachsenen Bergen eingefasste Nettetal, welches eine Reihe anmutiger und malerische Bilder bietet,  vorüber zum Schloss Bürresheim. Das auf einem von der Nette umflossenen, rings von hohen bewaldeten Bergen umkränzten Felsen hübsch gelegene Schloss (der Eintritt in das sehenswerte Innere wird nur bei Anwesenheit des Rentmeisters gestattet) ist im Besitz der gräfl. Familie Renessé; es ist ein eigentümliches Beispiel, wie sich an die mittelalterlichen, festen Bauten, die  wohnlicheren Renaissance-, Rococco- und Barockbauten anschlossen".

Bis auf Burg Eltz, Burg Lissingen und Burg Bürresheim hatten alle anderen Burgen der Eifel das Schicksal, von den Franzosen in den kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jahrhunderts erobert und zerstört worden zu sein.

Der Bergpfad endet jenseits der Nitz an der Landstraße nach Mayen. Nun einige Schritte links bergauf zum Schloss. Als Fotoausbeute kann HGE eine schöne Aufnahme mit nach Hause nehmen, und dort in aller Ruhe anschauen und in den Wanderbericht übernehmen.

 

Schloss Bürresheim

im Nachmittagslicht

 

Um weiter nach Mayen zu gelangen, geht es bergab am Restaurant Hammesmühle vorbei und wieder in den Waldhang hinauf. Fünfzig Meter über der Nette wandert man 4 Kilometer bis zum Nettestadion.

Nach 29 Kilometern und gut 6 Stunden des Wanderns, ist HGE wieder am Auto und fährt in aller Nervenruhe und gut gestimmt zurück nach Hause in Düsseldorf.  Dabei hört HGE gern Liga Live, das Fußballgeschehen der Bundesliga auf WDR 2.

Wenn möglich, fährt HGE allerdings lieber Bahn: Um 17:17 mit der RB 23 von Mayen-Ost nach Andernach, dann Umsteigen und um 17:56 mit dem IC 118 weiter bis nach Köln, Ankunft 18:43. Von dort mit dem Regionalexpress oder mit der S-Bahn nach Benrath. Aber wegen der Coronapandemie in den Jahren 2020/21 lässt HGE das lieber sein. HGE ist in der Impfgruppe 2.

Wann fühlt sich HGE nach anstrengenden aber beglückenden Wanderungen am Wohlsten? Am Dienstag, wenn er samstags gegangen war. Sonntags besteht eine leichte Erschöpfung, montags noch etwas Muskelkater. Aber ab Dienstag fühlt sich HGE dann super gut.

Düsseldorf, März 2021

 

Wanderstrecke: 29 km - Wanderdauer: 6 - 8 Stunden

Mayen (am Nettestadion)  236 m - Aufstiege 522 m - Abstiege 522 m - Mayen 236 m

Höchster Punkt: Blumenrather Heide 569 m

Wanderkarte Nr. 32 1:25 000 - des Eifelvereins Osteifel mit Laacher-See-Gebiet, Ausgabe 2008

Zitat: Salvian von Marseille (*400 Trier 490 n.Chr.), De gubernatore Dei, Buch VI.  Ziff. 8, Fundstelle:www.unifr.ch Bibliothek der Kirchenväter

Linus Mundy: Das Geh-Betbuch, Herder, Freiburg, 1996

Römerkastell Haus Bürgel: www.hausbuergel.de

Die Eifelführer:

 

Eifel Führer, Nach den Mitteilungen der Ortsgruppen des Eifelvereins zusammengestellt, 6. Auflage, Trier, Verlag von Heinr. Stephanus 1896

Eifel Führer, Herausgegeben vom Eifel-Verein, 11. neu bearbeitete Auflage, Trier, Verlag von Heinr. Stephanus 1905

Eifelführer, Herausgegeben vom Eifel-Verein, 17. Auflage neu bearbeitet von Hans Hoitz, Trier 1911, Mosella-Verlag G.m.b.H

Eifelführer, Herausgegeben vom Eifel-Verein, 20. Auflage bearbeitet von Hans Hoitz, Trier, Kunst- und Verlagsanstalt Schaar & Dathe Komm.-Ges.a.Akt. 1914

Eifelführer, Herausgegeben vom Eifel-Verein 28. Auflage Trier Schaar & Dathe, Ernst Klein A.-G. 1932

Eifelführer, Herausgegeben vom Eifelverein, 35. Auflage 1973/1974 Eifelverein Düren